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Die Kirche von Mülsen St. Niclas
Die Kirche St. Niclas entstand im Hochmittelalter . Da sie in
der Mitte des Dreißigjährigen Krieges, im August 1632 beim Einfall der
kaiserlichen Truppen nieder brannte, fielen auch die in ihr aufbewahrten
Urkunden und Dokumente den Flammen zum Opfer, die etwas genaues zum
Erbauungsjahr hätten aussagen können.
Doch ist anhand anderer Merkmale die etwaige Entstehungszeit zu erkennen. Der
nördliche Abschnitt deutet auf einen in den letzten Jahren des 12. Jahrhunderts
errichteten Chorturm hin, mit Spuren einer nach Osten weisenden Apsis, später
versehen mit gotischem Kreuzgewölbe und einem Saal- oder Langhausanbau nach
Westen. Dieses Gotteshaus weihte man einst dem Heiligen Nicolaus, dem
Schutzpatron der Seefahrer und Kaufleute.
Am Anfang des 16.Jahrhunderts kam es zu einem umfassenden Umbau der Kirche,
wobei die zwei asymmetrisch aneinander gestellten Gebäude, Chor und Schiff
entstanden. Der romanische Chorturm wurde dem Dach des vorderen Gebäudes
angeglichen. Außerdem entstand ein neuer spätgotischer Westturm, dessen
Fundamente 1996 entdeckt und archäologisch ausgewertet wurden.
Die älteste noch heute sichtbare Jahreszahl im Innenraum ist 1635 und zeigt auf
das Richtfest der in 4 Jahren wieder aufgebauten Kirche.
Im kleinen Turm, einen "Barock-Dachreiter", hing von 1636 bis 1676 ein
Glöckchen, was im Jahre 1663 von den drei Glocken des zwischen 1661 und 1663
errichteten 45m hohen Turm, einem "neugotischen Spitzhelm", abgelöst
wurde.
1681 entstand als vielleicht wertvollstes Stück der Ausstattung die barocke
Bilderdecke des Kirchenschiffes (siehe Link zur Bilderdecke).
Im Jahre 1704 bekam die Kirche einen Barockaltar des Tischlermeisters Georg
Treutler aus Lößnitz/Erzg., von welchem die drei Gemälde "Abendmahl -
Kreuzigung - Grablegung" noch vorhanden sind. Nach neuesten Erkenntnissen
hat diese Bilder der Maler Constantin Setz aus Schneeberg gemalt.
Zwischen 1796 und 1799 schuf der einheimische Johann Jacob Schramm, ein in der
zweiten Hälfte des 18.Jahrhunderts in Westsachsen bedeutender Orgelbaumeister für
seine Heimatkirche seine letzte Orgel (siehe Link Orgel).
Des weiteren stiftete der Niclaser Meister Christoph Münch, ein begüterter Zeug-Leinen- und Wollweber anno 1799 einen hölzernen Taufstein im Empirestil in Form einer Säule mit dem Aufsatz eines aufgeschlagenen Buches, gleichzeitig als Lesepult verwendbar. Es ist das Werk des Holzbildhauers Johann Georg Dost aus Oberlungwitz. Dieser schuf unter anderem auch die Kanzel und die Patronatsloge mit dem Allianzwappen der Herrschaften Schönburg-Reuß.
Bei der durch die Firma Georgi/Lößnitz 1997 durchgeführten
Restaurierung wurde der Taufstein in seiner ursprünglichen Fassung wieder zu
einem sehenswerten Prachtstück, dem im Herbst 2001 der Restaurator H. Blauhut
aus Micheln die Mensa des Altars (Altartisch) hervorragend anglich.
Seit 1986 ziert zu hohen Festen jene Patronatsloge die auf dem Dachboden eines
alten Niclaser Hauses aufgefundene Fahne der Mülsner Webergesellenbruderschaft.
Sie wurde anlässlich der Beendigung des siebenjährigen Krieges gestiftet und
hat die beiderseitige Inschrift: "Soli Deo Gloria; Gott segne Schönburg in
Friede" und den Bibelvers aus den Klageliedern des Jeremia, "Die Güte
des Herrn ist's, dass wir nicht gar aus sind. - Den 21.März 1763".
Ab dem Jahr 1930 leuchtet an der Spitze des großen Kirchturmes alle Jahre in
der Weihnachtszeit ein von dem ansässigen "Verein für erzgebirgische
Weihnachtskunst" gestifteter großer Adventsstern. Am frühen Abend des 1.
Adventssonntages versammelt sich die Gemeinde vor der Kirche, um bei einer
Andacht auf das erste Leuchten dieses Sternes zu warten.
Soll dieser kleine Bericht mit dem Wunsch enden, welcher in den Dokumenten der 1663 aufgesetzten Turmkugel gefunden wurde:
"Der liebe Gott wolle diesen mit großer Müh
und Unkosten erbaueten Tempel
für dergleichen und anderen Unglück gnädig bewahren,
um Jesu willen ! Amen